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Autor: |
Bettelheim, Bruno |
Titel: |
Rotkäppchen war meine erste Liebe. |
Jahr: |
1977 |
Herausgeber: |
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Zusatz/Reihe: |
in: Psychologie heute |
Ort: |
o.E. |
Verlag: |
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Band: |
4, Seite (4), 65-69 |
Schlüsselwörter: |
Animismus |
Abstract:
Die meisten Kinder begegnen Maerchen heute nur noch in verniedlichenden und vereinfachenden Film- und Fernsehbearbeitungen, die den Sinn der Maerchen entstellen und eine tiefe Wirkung unmoeglich machen. Die Unterschaetzung oder auch bewusste Ablehnung von Maerchen, die sich in juengster Zeit eingestellt hat, wird kritisiert. Maerchen erscheinen dem Kind ueberzeugend, weil der Maercheninhalt sich in einer Weise entwickelt, die der Art, wie das Kind denkt und die Welt erlebt, nicht widerspricht. Piaget hat dargelegt, dass das Denken des Kindes bis zum Pubertaetsalter animistisch bleibt; fuer das Kind gibt es keine scharfe Trennungslinie zwischen leblosen Gegenstaenden und lebendigen Wesen - wie im Maerchen. Oberflaechlich betrachtet lehren Maerchen zwar wenig ueber das Leben in der modernen Massengesellschaft, ueber die inneren Probleme des Menschen und deren Loesung jedoch koennen Kinder aus Maerchen mehr erfahren als aus jedem anderen Geschichtentyp. (Juergen Beling - ZPID)