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Autor: |
Loh, Werner |
Titel: |
Kombinatorische Systemtheorie. Evolution, Geschichte und logisch-mathematischer Grundlagenstreit. |
Jahr: |
1980 |
Herausgeber: |
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Zusatz/Reihe: |
Reihe: Campus Forschung; Bd. 135 |
Ort: |
Frankfurt am Main |
Verlag: |
Campus Verlag |
Band: |
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Schlüsselwörter: |
Wissenschaftstheorie; Systemtheorie |
Abstract:
"Physik verdankt ihren Aufstieg in der Neuzeit der Mathematik in ihrer quantifizierenden Gestalt, die als Mittel der Theoriekonstruktion diente. Lebendige Prozesse wie Evolutionen und Geschichten bringen Neues hervor und sind daher in dieser Hinsicht nicht mittels quantifizierender Verfahren zu theoretisieren. Hieraus resultiert vermutlich das vergleichsweise geringere theoretische Niveau der Wissenschaften von den lebendigen Prozessen. Die Arbeit entwickelt die These, dass eine vom Abstrakten zum Konkreten kombinierend aufsteigende Systemwissenschaft das Theoriekonstruktionsmittel liefern koennte, das jener Funktion der Mathematik vergleichbar waere, wodurch Entstehung von Neuem in Evolutionen und Geschichten theoretisierbar wuerde. In den ersten beiden Kapiteln werden die philosophischen Voraussetzungen dieses Theorieprogrammes eroertert, das mit abstrakt-formalen Konzepten als kombinatorisches Ausgangsmaterial seine Realisierung beginnt. Es werden Einwaende gegen eine empirische Begruendung abstrakt-formaler Konzepte und gegen deren kombinatorische Konkretisierbarkeit bis hin zu konkret erfassten geschichtlichen Ereignissen diskutiert und widerlegt. Insbesondere wird im ersten Kapitel ein empirisch orientiertes Modell fuer die Arithmetik vorgeschlagen, das Zahlen als spezifische Bestandteile von Intentionen konzeptualisiert. Im zweiten Kapitel wird das Problem des Neuen behandelt. Das Theorieprogramm wird vornehmlich im vierten Kapitel entfaltet und getestet, das beinahe die Haelfte des Buches ausmacht. Das vierte Kapitel ist auch ohne Kenntnis der uebrigen verstaendlich. Am Beispiel des europaeisch-mittelalterlichen Lehnswesens und der Grundherrschaft und der Abgrenzungsproblematik von Epochen sowie der von Sklaverei zu Hoerigkeit und Lohnarbeit werden verschiedene Theoretisierungsprogramme und kombinatorische Theorieteile entwickelt. Es wird auch erwogen, welche Fehler man beim Theoretisieren begehen kann. Das dritte Kapitel skizziert die evolutionaeren Voraussetzungen von Geschichten. Insbesondere wird diskutiert, inwiefern der Neodarwinismus in eine umfassendere Evolutionstheorie aufgehoben werden muss, in der unter anderem auch interne Selektion und neutrale Mutation beruecksichtigt wird. Die theoretischen Begriffe innerhalb der jeweiligen Kapitel bauen aufeinander auf. Ein Verzeichnis der theoretischen Begriffe ist dem Buch beigefuegt. Zusammenfassungen erleichtern den Zugang. In Auseinandersetzung mit Autoren wie Husserl, Carnap, Stachowiak, Hempel, Piaget, Lakatos, Brunner, Mitteis, Ganshof, Marx, Luhmann, Dobb, Weber usw. wird der eigene Standort entwickelt." (Autorenreferat)