Deutschsprachige Piaget-Bibliographie - Titeldetails


Autor: Jäger, Stephan
Titel: Entwicklungsprozesse der kognitiven Durchschnittsbildung.
Jahr: 1995
Herausgeber:    
Zusatz/Reihe: Reihe: Internationale Hochschulschriften
Ort: Münster
Verlag: Waxmann
Band: 188
Schlüsselwörter: kognitive Prozesse; Farbwahrnehmung; Vorschulalter; Schulalter; Studie

Abstract:
Die Arbeit beschaeftigt sich mit der Entwicklung von kognitiven Prozessen der Durchschnittsbildung. Untersuchungen im Rahmen der Informationsintegrationstheorie ergaben, dass schon Vorschulkinder in der Lage sind, zwei Groessen simultan zu beruecksichtigen und quantitativ zu verknuepfen. Allerdings zeigte sich, dass Kinder im Vorschulalter bei der Bearbeitung von Aufgaben, wie beispielsweise der Schaetzung von Flaechen, die Addition als eine vereinfachte Loesungsstrategie anwendeten. Erst ab dem Grundschulalter verwendeten die Kinder die korrekte Multiplikationsregel. Ausgehend von den bisher durchgefuehrten Studien mit extensiven Groessen wurden in dieser Arbeit die Integrationsregeln bei intensiven Groessen am Beispiel der Mischung von Farbintensitaeten untersucht. Im Vordergrund stand die Frage, ab welchem Alter Kinder verstehen, dass sich bei der Verknuepfung intensiver Groessen eine mittlere Auspraegung einstellt. Zudem wurde untersucht, ob es auch vor dem Erwerb der Durchschnittsregel zu einer additiven Verknuepfung der dargebotenen Farbintensitaeten kommt. Es wurden fuenf Experimente zur Mischung von Fluessigkeiten mit unterschiedlichen Farbintensitaeten durchgefuehrt, in denen unterschiedlich grosse Stichproben von Sechsjaehrigen, Achtjaehrigen, Zehnjaehrigen, Zwoelfjaehrigen und Erwachsenen verglichen wurden. Es zeigte sich ein progressiver Entwicklungsverlauf bei der Vorhersage der resultierenden Farbintensitaet. Die sechsjaehrigen Kinder gaben ueberwiegend unsystematische Mischungsurteile ab. Die meisten Acht- und Zehnjaehrigen verknuepften die dargebotenen Farbintensitaeten additiv. Entsprechend verbalisierten sie, dass die Intensitaet der Mischungsfarbe die Intensitaeten der Ursprungsfarben uebersteigen muesse. Erst die Zwoelfjaehrigen verwendeten ueberwiegend die physikalisch korrekte Durchschnittsregel, die auch von allen Erwachsenen als Verknuepfungsregel eingesetzt wurde. Diese Befunde stehen im Einklang mit der Informationsintegrationstheorie und erweitern deren Geltungsbereich auf die Verknuepfung intensiver Groessen. Insgesamt zeigten die durchgefuehrten Untersuchungen, dass sich die Informationsverarbeitung von Kindern beim Verknuepfen intensiver Groessen, vor dem Erwerb der korrekten Durchschnittsregel, durch eine bereichsuebergreifende additive Integrationsregel auszeichnet. Weiterhin zeigten die Vorschul- und Grundschulkinder eine erstaunliche Flexibilitaet in der Beruecksichtigung relevanter und irrelevanter Aufgabenmerkmale. Die Loesungsversuche der Kinder erscheinen als intelligente Adaptionen der ihnen zur Verfuegung stehenden kognitiven Operationen und Wissensinhalte an neuartige Problemstellungen. (Autor/Udo Wolff - ZPID)