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Autor: |
Gebhard, Ulrich |
Titel: |
Dürfen Kinder Naturphänomene beseelen? |
Jahr: |
1990 |
Herausgeber: |
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Zusatz/Reihe: |
in: Unterricht Biologie |
Ort: |
o.E. |
Verlag: |
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Band: |
14, Seite (153), 38-42 |
Schlüsselwörter: |
Biologiedidaktik; Anthropomorphismus; Animismus |
Abstract:
Die alte biologiedidaktische Forderung, dass Anthropomorphismen, d.h.unangemessene Vermenschlichungen der Natur, moeglichst schon in der Grundschule abgebaut werden sollten, wird kritsch unter Heranziehung von entwicklungspsychologischen Aspekten hinterfragt. Unter Bezug auf Piaget und moderne Forschungsergebnisse zeigt es sich u.a., dass Kinder ein universeller Moralismus naheliegt, der mit einer Beseelung der Dinge verbunden ist. Bei der mit der Entwicklung zum erwachsenen Menschen zunehmenden Auseinandersetzung zwischen dem 'Ich' und aeusseren Gegenstaenden wird das anthropomorphistische Weltbild des Kindes deutlich abgebaut, aber der Fortbestand eines gewissen animistisch magischen Denkens bis ins Erwachsenenalter hinein kann als sicher angesehen werden. Die Eroerterung zeigt u.a., dass bei der umstandslosen Forderung nach Abbau von Anthropomorphismen in der Schule zumindest der affektive Aspekt der Anthropomorphismen ausser acht bleibt, der mit dem kognitiven untrennbar verbunden ist. Psychoanalytische Konsequenzen aus der Verdraengung des animistischen Weltbildes sind diskutiert, ein sich aus der Entseelung der Natur herausbildender Anthropozentrismus wird nachgewiesen und die ruecksichtslose wirtschaftliche Ausbeutung der Natur als Folge aufgezeigt.