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Autor: |
Furth, Hans G. |
Titel: |
Das Gesellschaftsverständnis des Kindes und der Äquilibrationsprozess. |
Jahr: |
1982 |
Herausgeber: |
Edelstein, W.; Keller, M. |
Zusatz/Reihe: |
Reihe: Perspektivität und Interpretation : Beiträge zur Entwicklung des sozialen Verstehens. |
Ort: |
Frankfurt am Main |
Verlag: |
Suhrkamp |
Band: |
Seite S. 188-215 |
Schlüsselwörter: |
soziale Beziehungen; Entwicklungsstufen; Äquilibrationsprozess; Studie |
Abstract:
Eine aequilibrierte Reaktion bei Kindern auf Probleme in der Interaktion mit Erwachsenen, die unloesbare Konflikte darstellen, ist das Spiel. Dieses Verhalten hat Piaget mit dem Konzept des kindlichen Egozentrismus beschrieben. Der Verfasser geht auf einige Aspekte der Theorie Piagets ueber das moralische Urteil bei Kindern ein. Die Entwicklung logischen Denkens, das frei ist von kindlichem Egozentrismus, laesst sich nicht nur wie bei Piaget anhand des Denkens ueber die Objektwelt, sondern ebenso gut anhand ihrer sozialen Interaktionen bestimmen. Die externe Motivation zur Entwicklung der Logik ist in der sozialen Umwelt der Kinder zu suchen, die innere Dynamik ist der Aequilibrationsprozess der Intelligenz, die aufgrund ihrer Aktivitaet dazu tendiert, sich immer mehr Bereiche anzueignen und die externe und interne Umwelt zu koordinieren. Die Ergebnisse einer Befragung von Kindern im Alter von 5-11 Jahren ueber ihr Verstaendnis von Sozialstrukturen und Institutionen, einschliesslich der Vorstellungen von Regierung, Gemeinde und sozialen Institutionen wie z.B.Geld, werden vorgestellt. Die Antworten der Kinder wurden dabei vier Entwicklungsstufen - von der spielerischen Vorstellung bis zum systematischen Verstaendnis - zugeordnet. Die Vorstellungen der Kinder ueber gesellschaftliche Institutionen koennen als Entwicklungserfahrungen interpretiert werden. Diese haben mit einem sich erweiternden Denksystem zu tun und fuehren zu einem besseren Verstaendnis beobachteter Ereignisse. Entwicklungserfahrungen koennen sich durch spontane Meinungsaeusserung oder konflikthaftes und zoegerndes Denken konstituieren. Auch spielerische Antworten besitzen durchaus eine Oberflaechenvaliditaet. Der Verfasser geht auf den Aequilibrationsprozess im Hinblick auf die Entwicklungsstufen des Gesellschaftsverstaendnisses sowie die Entwicklungsstufen des Denkens nach Piaget ein, wobei die Frage nach dem von Piaget vernachlaessigten Verhaeltnis von logischem Denken und Sozialentwicklung im Vordergrund steht. (SD)