Deutschsprachige Piaget-Bibliographie - Titeldetails


Autor: Freitag, Barbara
Titel: Theorie des kommunikativen Handelns und genetische Psychologie, ein Dialog zwischen Jürgen Habermas und Jean Piaget.
Jahr: 1983
Herausgeber:    
Zusatz/Reihe: Reihe: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie
Ort: o.E.
Verlag:
Band: 35, Seite (3) S. 555-576
Schlüsselwörter: genetische Erkenntnistheorie; Kommunikatives Handeln

Abstract:
Die Entwicklung der Theorie des kommunikativen Handelns vollzieht sich bei Habermas auf drei Ebenen: (1) Neuformulierung des Begriffs der kommunikativen Vernunft; (2) Formulierung eines Gesellschaftsbegriffs, der Lebenswelt- und Systemperspektive integriert; (3) Entwicklung eine revolutionaeren "Theorie der Moderne". Erkenntnistheoretische Grundlage der Theorie des kommunikativen Handelns ist das psychogenetische Modell Piagets. Dieses Modell wird nicht nur explizit als Instrument zur Aneignung der sozialwissenschaftlichen Klassiker verwendet, es liegt auch implizit der gesamten Theorie des kommunikativen Handelns zugrunde und stellt die Basis fuer Habermas' optimistische Vermutung "ungenutzter Rationalitaetspotentiale" in modernen Gesellschaften dar. Die "strukturelle Homologie" von Psychogenese, Soziogenese und Ideengeschichte in Piagets Modell erscheint bei Habermas als dem individuellen Lernprozess analoges "Lernvermoegen der Gesellschaft", daszur "Erweiterung der Rationalitaet" fuehrt. Die Uebertragung anhand der kindlichen Psychogenese gewonnener Ergebnisse auf "den geschichtlichen Prozess der Gesellschaft" erscheint jedoch nicht zulaessig. Die Entwicklung einer Evolutionstheorie der Moderne muss daher ebenso als unvollkommen angesehen werden wie der Versuch der Synthese aus unterschiedlichen Theorien abgeleiteter Gesellschaftsbegriffe (Lebenswelt- und Systemperspektive). (WZ)