Deutschsprachige Piaget-Bibliographie - Titeldetails


Autor: Riedesser, Peter; Schulte-Markwort, Michael; Walter, Joachim
Titel: Entwicklungspsychologische und psychodynamische Aspekte psychischer Traumatisierung von Kindern und Jugendlichen.
Jahr: 2003
Herausgeber:     Koch-Kneidl, L.; Wiesse, J.
Zusatz/Reihe: in: Entwicklung nach früher Traumatisierung.
Ort: Göttingen
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Band: Seite 9-24
Schlüsselwörter: emotionales Trauma

Abstract:
Entwicklungspsychologische und psychodynamische Aspekte psychischer Traumatisierungen von Kindern und Jugendlichen werden aus der Perspektive der Psychotraumatologie erörtert. Zunäechst wird auf die derzeitige fast inflationäre Verwendung des Traumabegriffs hingewiesen, und ein Traumabegriff wird vorgestellt, nach dem Trauma als ein Angriff auf die gesamte biologische, psychische und soziale Existenz gesehen wird, der schon beim Säugling zu einer dauerhaften Dysfunktion nicht nur im intrapsychischen und interpersonellen Bereich führen, sondern auch neurobiologische Veränderungen bewirken kann. Naturkatastrophen, von Menschen hervorgerufene Katastrophen und Katastrophen innerhalb der Familie werden als mögliche Ursachen von Traumatisierungen unterschieden. Es wird betont, dass es von einer Reihe von Faktoren abhängt, ob ein Ereignis auf ein Kind traumatisierend wirkt oder nicht. Ein auf der Basis der entwicklungspsychologischen Arbeiten von Anna Freud, Erik Erikson und Jean Piaget entwickeltes Modell wird vorgestellt, das - getrennt für jedes Entwicklungsalter - die für die Auswirkungen eines belastenden Lebensereignisses entscheidenden Faktoren (Entwicklungsaufgaben, Entwicklungsschwierigkeiten, traumatische Situationen, Bewältigungsversuche, Symptomatik, Intervention, Prävention) beinhaltet. Die Anwendung dieses Modells wird an einem Fallbeispiel veranschaulicht. Abschliessend wird hervorgehoben, dass psychische Traumatisierung ein Kind nicht nur sein ganzes Leben lang psychopathologisch belasten kann, sondern auch wesentlich zu Kriminalität, Militarismus, Terrorismus und barbarischen Erziehungsideologien beitragen kann, die dazu führen, dass die Traumatisierung von Generation zu Generation weitergegeben wird. (R.N. - ZPID)