Deutschsprachige Piaget-Bibliographie - Titeldetails


Autor: Beer, Raphael; Wienold, Hanns
Titel: Zur Kritik der demokratischen Vernunft.
Jahr: 2002
Herausgeber:    
Zusatz/Reihe: Reihe: DUV : Sozialwissenschaft; Zugl. Münster, Univ., Diss., 2002
Ort: Wiesbaden
Verlag: Deutscher Universitäts-Verlag
Band: X, 254 S.
Schlüsselwörter: Demokratie

Abstract:
"Welches sind die Bedingungen der Möglichkeit von Demokratie? Die von Raphael Beer vorgelegte 'Kritik der demokratischen Vernunft' verbindet zur Beantwortung dieser ganz im kantischen Sinne gestelltenFrage die Diskurstheorie des Rechts von Jürgen Habermas, die genetische Theorie der Vernunft- und Moralentwicklung von Jean Piaget und die Theorie sozialer Klassen und sozialer Ungleichheit von Pierre Bourdieu zu einer theoretischen Synthese, die die transzendentalen Begründungen der Möglichkeit demokratischer Gemeinwesen mit den empirischen, individuellen und kollektiven Bedingungen der Realisierung demokratischer Teilhabe vermittelt. Raphael Beer nimmt dabei nicht nur das Verhältnis von formaler Rechtsgleichheit und materieller Ungleichheit in den Blick. Im Zentrum seiner kritischgeschärften Auseinandersetzung mit den genannten theoretischen Entwürfen steht vor allem die Frage nach Ausbildung und Aneignung demokratischer Vernunft und autonomer moralischer Urteilsfähigkeit der Individuen, deren Ermöglichung von der Ausstattung mit ökonomischen, sozialen und kulturellen Ressourcen bestimmt wird. In der von Beer vorgeschlagenen Zusammenführung müssen dabei sowohl die strikte Stufigkeit der Vernunftentwicklung nach Piaget wie der im Habitusbegriff von Bourdieu verankerte Sozialdeterminismus abgeschwächt und modifiziert werden, um einer Realisierung von Demokratie durch die praktische Vernunft der Beteiligten einen Raum zu geben. Die Aufgabe der demokratischen Gemeinwesen ist die tatsächliche Herstellung der kontrafaktisch vorausgesetzten Bedingungen. Zu diesen gehört nach Beer zentral die Bildung der Individuen, d.h. die Ausbildung formaler Denkstrukturen und moralischer Urteilsfähigkeit, die eine Relativierung und Dezentrierung der eigenen Interessen und Perspektiven erlaubt. Mangelnde Bildung birgt nach Beer die Gefahr der Selbstexklusion derjenigen, die nicht mitreden können und daher nicht wollen. Eine nur konventionelle Bindung an demokratische Verfahren erleichtert, so die zweite Diagnose von Beer, einen Verzicht auf demokratische Freiheitsrechte im Angesicht von Krisen und die Unterwerfung unter behauptete Sachzwänge etwa der Standortkonkurrenz oder der inneren Sicherheit." (Textauszug) Informationsquelle:Informationszentrum Sozialwissenschaften, Bonn