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Autor: |
Schellhas, Bernd |
Titel: |
Struktur und Entwicklung von Ängstlichkeit in Kindheit und Jugend. Befunde einer Längsschnittstudie über die Bedeutung der Ängstlichkeit und ihrer Bedeutung für die Entwicklung der Kognition und des Schulerfolgs. |
Jahr: |
1992 |
Herausgeber: |
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Zusatz/Reihe: |
Dissertation, Freie Universität Berlin |
Ort: |
Berlin |
Verlag: |
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Band: |
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Schlüsselwörter: |
Angst; kognitive Entwicklung; Schicht; Island; Längsschnittstudie |
Abstract:
Die Arbeit widmet sich der bisher weitgehend vernachlaessigten entwicklungspsychologischen Untersuchungsperspektive der Aengstlichkeit. Die Untersuchung fusst auf einer Laengsschnittuntersuchung des Max-Planck-Instituts fuer Bildungsforschung in Berlin an 121 islaendischen Kindern, die 1976 bis 1985 von der Kindheit ueber die Praeadoleszenz bis zur Adoleszenz (7 bis 15 Jahre) durchgefuehrt wurde. Psychometrische Untersuchungen des verwendten Aengstlichkeitsfragebogens, der "General Anxiety Scale for Children" (GASC) von S. B. Sarason, fuehrten zur Bildung von zwei reliablen Subskalen, die wesentliche Dimensionen kindlicher Aengstlichkeit repraesentieren: Existenz- und Verlust- oder Trennungsaengstlichkeit. Mittels spezieller Analysen der Stabilitaet individueller laengsschnittlicher Aengstlichkeitsprofile konnte der stark dispositionelle Charakter der Aengstlichkeit nachgewiesen werden: Etwa 25 Prozent der untersuchten Kinder wiesen signifikante stabile Profile auf. Diese Kinder waren gleichzeitig ueberzufaellig haeufig hochaengstlich. Die Existenzaengstlichkeit nahm bei den Maedchen der Stichprobe mit dem Alter kontinuierlich zu, waehrend bei den Jungen Aengstlichkeitsmaxima zum Schuleintritt und zu Beginn der Pubertaet feststellbar waren. Die Verlust- und Trennungsangst nahm bei den Jungen mit zunehmendem Alter ab, waehrend sie bei den Maedchen stabil blieb. Analysen der individuellen Verlaeufe der Verlust- und Trennungsaengstlichkeit fuehrten zur Bildung von vier entwicklungsdifferentiellen Verlaufstypen: (1) Kinder mit laengsschnittlich gesehen geringer Aengstlichkeit (55 Prozent), (2) mit Aengstlichkeit nur in der Kindheit (13 Prozent) und (3) mit adoleszenter (14 Prozent) und (4) chronischer Aengstlichkeit (18 Prozent). Entwicklungsdifferentielle Analysen der Sozialisationsbedingungen zeigten, dass die Genese chronischer Aengstlichkeit offensichtlich ein Unterschichtsrisiko und adoleszente Aengstlichkeit ein Mittelschichtrisiko darstellt. Langanhaltende Aengstlichkeit kann andere Bereiche der individuellen Entwicklung gefaehrden. Die kognitive Entwicklung, die Entwicklung der Kontrollueberzeugungen und die Schulleistung ist bei Kindern mit chronischem Verlaufstypus im Mittel um etwa eine Standardabweichung verzoegert bzw. verschlechtert. Bei der Entwicklung der Kognition (Piaget) betraegt die mittlere Retardierung dieser Gruppe gegenueber den nicht aengstlichen Kindern fast drei Jahre. Die Ergebnisse der Studie belegen, dass langanhaltende Aengstlichkeit, besonders chronische Aengstlichkeit, einen Risikofaktor fuer die individuelle Entwicklung darstellt. Das individuelle Aengstlichkeitsschicksal entscheidet ueber die Wahrscheinlichkeit negativer Entwicklungskonsequenzen. (Autor/Udo Wolff - ZPID)